Betriebe verdienen immer mehr an Lernenden

Kosten-Nutzen-Erhebung Lernenden-Ausbildung

(Bern)(PPS) Die Lehrlingsausbildung bleibt für Betriebe ein gutes Geschäft. Jetzt müssen auch die Lernenden profitieren und die Lehre aufgewertet werden. Die heute veröffentlichte fünfte Kosten-Nutzen-Erhebung des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung bestätigt erneut: Die Ausbildung von Lernenden bringt den Betrieben im Durchschnitt einen klaren finanziellen Nutzen. Die Erhebung zeigt, der Nutzen der Betriebe an den Lernenden nimmt zu.

Die fünfte Kosten-Nutzen-Erhebung, welche das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI zusammen mit der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung heute den Medien vorgestellt hat, zeigt, dass die Betriebe ihre Profite mit der Ausbildung von Lernenden weiter steigern konnten. Waren es in der letzten Erhebung noch 63 Prozent der Betriebe mit einem Nettonutzen, sind es jetzt sogar 71 Prozent. Auch die Renditen sind deutlich gestiegen. Betrugen sie im Ausbildungsjahr 2016/2017 im Durchschnitt noch gut 3’000 Franken pro Lehrjahr und Lehrverhältnis, liegt der Nettonutzen im Lehrjahr 2022/2023 bereits bei gut 4’500 Franken. Für zweijährige EBA Lehren liegt der durchschnittliche Nettonutzen bei 9’630 Franken, für dreijährige EFZ Lehren bei 13’940 Franken. Bei vierjährigen EFZ Lehren beträgt er 17’510 Franken, ein klarer Anstieg gegenüber der letzten Erhebung.

Die Ergebnisse unterstreichen, dass Lernende einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung leisten, häufig bereits ab dem zweiten Lehrjahr. Die Erhebung belegt, dass betriebliche Investitionen in die Ausbildung nicht nur amortisiert, sondern oft deutlich übertroffen werden. Gleichzeitig leidet mehr als die Hälfte der Lernenden unter Stress und Erschöpfung. Jede vierte Person bricht die Lehre ab. Der Druck auf die Lernenden ist hoch, während Unterstützung und Kontrollen durch die kantonalen Lehraufsichten klar unzureichend bleiben. Viele Lernende berichten von mangelhafter Ausbildungsqualität, fehlender Betreuung und geringer Wertschätzung. Zwei Drittel der Jugendlichen in einer Berufslehre nennen lange Arbeitszeiten und weniger Ferien als eine ihrer drei grössten Sorgen und haben Mühe, sich zu motivieren. Belastungen im Lehrbetrieb nennen sie gar als Hauptgrund für psychische Probleme.

Darum fordert der SGB:

  • Aufwertung der Berufslehre: Mehr Ferien für Lernende
    Wenn Betriebe von der Arbeit der Lernenden profitieren, müssen sie etwas zurückgeben. Die Lehre ist heute belastend. Lernende haben deutlich weniger Erholungszeit als Schülerinnen und Schüler. Eine Erhöhung auf acht Wochen Ferien ist überfällig.
  • Investitionen in Ausbildungsqualität statt nur in Imagekampagnen
    Die wiederholt positiven Kosten-Nutzen-Ergebnisse zeigen klar, dass Betriebe genügend finanziellen Spielraum haben, um die Betreuung sowie die betrieblichen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen für Lernende zu verbessern.

Die fünfte Kosten-Nutzen-Erhebung liefert eine klare Botschaft: Die betriebliche Lehrlingsausbildung ist für die allermeisten Betriebe kein Kostenfaktor, sondern ein finanzieller Vorteil. Zusätzlichen Nutzen können die Betriebe generieren, indem sie die Lernenden nach Lehrabschluss fest anstellen. Sie sparen damit Such- und Einarbeitungskosten für die Rekrutierung von Fachkräften von durchschnittlich 13'490 Franken pro Lehrverhältnis (2016/2017: 10'700 Franken). Auch hier gibt es eine deutliche Profitsteigerung für die Betriebe. Wer die Attraktivität der Berufsbildung wirklich verbessern will, muss Lernenden eine verbesserte Ausbildungsqualität, eine bessere Betreuung und mehr Erholung bieten. Die Betriebe können es sich leisten, die Daten zeigen es schwarz auf weiss.

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