Die Forschungsförderung im Strassen- und Verkehrswesen wird vernachlässigt

(Zürich)(PPS) Der länderübergreifende Wissenschaftsrat des VSS stellt mit Besorgnis fest, dass die Forschungsförderung im Strassen- und Verkehrswesen an den Universitäten eine immer geringere Rolle spielt. Seit einiger Zeit werden in regelmässigen Abständen Institute ohne Ersatz aufgehoben. Jüngstes Beispiel ist die Schliessung des LAVOC (Laboratoire des voies de circulation) an der Eidg. Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL). Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu einer Verschiebung der Forschungsaktivitäten von den Universitäten zu privaten Institutionen und so letztlich zu einer anlassbezogenen, kurzfristigen Fokussierung auf angewandte Forschung. Insbesondere die innovative Grundlagenforschung, die für die Mobilität der Zukunft wegweisende Erkenntnisse bringt, verliert zusehends an Bedeutung. Dieser Trend muss gestoppt und umgekehrt werden, fordert der Wissenschaftsrat. 
 
Der Wissenschaftsrat der Schweizerischen Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) erkennt einen dringenden Handlungsbedarf zur Revolutionierung der Strassen- und Verkehrsforschung in Richtung einer ganzheitlichen Systembetrachtung. Das länderübergreifende Gremium teilt die Vorgehensweise nicht, wie heute die Forschungsförderung für das Strassen- und Verkehrswesen erfolgt – sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland und Österreich. Die knappen Forschungsgelder fliessen heute grösstenteils in angewandte Forschung bei privaten Institutionen. Im Jahr 2015 wurden in der Schweiz bereits mehr als zwei Drittel aller neu erteilten Forschungsaufträge an private Institutionen erteilt, die vor allem kurzfristige und anlassbezogene Bedürfnisse befriedigen. Der Wissenschaftsrat kritisiert, dass es sich dabei oft um Auftragsforschung von staatlichen Behörden handelt, die in erster Linie die nötigen Grundlagen für die erkennbaren Bedürfnisse der Politik bereitstellt. Es sei bedauerlich, so der Wissenschaftsrat, deswegen die wichtige Grundlagenforschung an den Universitäten zu vernachlässigen.  

Der Wissenschaftsrat will nun die notwendigen Veränderungen in der Förderung der Grundlagenforschung initiieren und steuernd eingreifen, um neue Impulse im Gesamtspektrum «Mobilität und Gesellschaft» zu setzen. Die heute von der öffentlichen Hand geprägte Forschung verfolgt eine Top-down-Strategie, ist also in allen drei Ländern vor allem auf die National- resp. Bundesstrassen ausgerichtet. Das birgt die Gefahr von Forschungslücken, beispielsweise im Agglomerationsverkehr. Deshalb möchte der Wissenschaftsrat, dass auch dort geforscht wird, wo echte Wissenslücken bestehen – etwa beim intermodalen Verkehr einschliesslich der baulichen Infrastruktur. Das bedeutet: Die Forschungen sollten sich auf eine ganzheitliche Systembetrachtung ausrichten und nicht Teilbereiche ins Zentrum rücken. So können visionäre Lösungen generiert werden, die gegenüber Fragestellungen politischer Natur Raum gewinnen.  

Firmenportrait: 

Wissenschaftsrat des VSS 
Der Wissenschaftsrat des VSS besteht aus zehn renommierten ProfessorInnen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Das hochkarätig besetzte Gremium wird den VSS unterstützen, sich als Kompetenzzentrum für das Strassen- und Verkehrswesen zu etablieren. Der Wissenschaftsrat setzt sich wie folgt zusammen: Prof. Dr. Bryan T. Adey, Institut für Bau- und Infrastrukturmanagement, ETH Zürich; Prof. André-Gilles Dumont, EPF Lausanne; Prof. Dr. Jürgen Gerlach, Fachzentrum Verkehr, Strassenverkehrsplanung und -technik, Universität Wuppertal; Prof. Dr. Susanne Kytzia, Kompetenzzentrum 
Infrastruktur und Lebensraum, Hochschule Rapperswil; Prof. Hans Peter Lindenmann, em. Prof. ETH Zürich; Prof. Dr. Johann 
Litzka, em. Prof. Technische Universität Wien; Prof. Dr. Manfred Partl, Abteilungsleiter Strassenbau/Abdichtungen EMPA, Gastprofessor und Dozent am Royal Institut of Technology, Universität Stockholm; Prof. Dr. Ernst Pfleger, Institut für 
Verkehrswesen, Boku Universität Wien; Prof. Martin Stolz, Leiter des Instituts für Siedlungsentwicklung und Infrastruktur der 
Berner Fachhochschule, Burgdorf; Prof. Dr. Michael P. Wistuba, Leiter Institut für Strassenwesen, Technische Universität Braunschweig; Präsident: Dr. Dieter Wepf, Gruner Wepf AG 
 
Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) 
Der VSS ist eine unabhängige und eigenständige Non-Profit-Organisation, die seit über 100 Jahren ein nachhaltiges und sicheres Verkehrswesen in der Schweiz fördert. Der VSS ist ein Zusammenschluss von über 2000 Fachleuten, Firmen und Institutionen des privaten und des öffentlichen Sektors, die sich mit der Planung, der Projektierung, dem Bau, dem Betrieb, dem Unterhalt, den Baustoffen, der Nutzung und dem Rückbau von Verkehrsanlagen befassen. Im Auftrag des Bundes erarbeiten und betreuen die über 650 ehrenamtlich tätigen Fachleute des VSS das Schweizer Normenwerk im Strassen- und Verkehrswesen. Zur praxisorientierten Schulung sowie zur Anwendung des Normenwerks bietet der VSS zertifizierte Weiterbildungen, Tagungen und Workshops an.  

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Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute
Association suisse des professionnels de la route et des transports
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