Hochschule Luzern -Selbsthilfegruppen: Erste gesamtschweizerische Studie

Wenn Betroffene ihr Schicksal in die Hand nehmen

(Basel)(PPS) An der gestrigen Deutschschweizer Vernissage in Basel wurde die neue Studie zur Selbsthilfe in der Schweiz im Universitätsspital Basel der Öffentlichkeit präsentiert. Betroffene und Fachpersonen diskutierten über die Resultate. Der Teilnehmer aus einer Selbsthilfegruppe bestätigt die Studienresultate, dass die Selbsthilfe in der letzten Zeit zwar an Bedeutung gewonnen hat, jedoch noch einige Hürden genommen werden müssen um breit abgestützt den Stellenwert zu erhalten, den sie verdient hat.

Die Co-Leiterin des Forschungsprojekts Prof. Dr. Lucia M. Lanfranconi: „Selbsthilfegruppen sind nahe am Puls der Gesellschaft. Die Studie zeigt, welche Themen die Schweiz aktuell beschäftigen und was die Gruppen für die Teilnehmenden und das Gesundheits- und Sozialwesen leisten.“ Am 12. Oktober wird die Westschweizer Vernissage in Neuchâtel stattfinden. 

Zur Studie
ie Forscherinnen und Forscher der Universität Lausanne und der Hochschule Luzern zeichnen ein umfassendes Bild der Selbsthilfelandschaft in der Schweiz und ziehen Schlussfolgerungen zu Bedeutung, Nutzen und Grenzen der Selbsthilfe. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern auch Antworten auf die Frage, ob die aktuelle Unterstützung durch Institutionen und die Politik den Bedürfnissen der Akteure im Bereich Selbsthilfe entspricht.

Über 2500 Selbsthilfegruppen zu Gesundheits- und sozialen Themen
Seit der Gründung des ersten Selbsthilfezentrums 1981 in Basel ist die Selbsthilfebewegung in der Schweiz markant gewachsen. Die Datenbank von Selbsthilfe Schweiz erfasst heute über 2500 Selbsthilfegruppen. Schätzungsweise 43`000 Personen nehmen regelmässig an einem Treffen teil. Drei Viertel dieser Gruppen können dem Gesundheitsbereich zugeordnet werden, ein Viertel beschäftigt sich mit sozialen Themen. Körperliche Krankheiten betreffen 40 Prozent der Gruppen. Suchtprobleme 20 Prozent und psychische Krankheiten 17 Prozent.

Positive Wirkung für die Teilnehmenden und die Gesellschaft
Das Forschungsteam befasst sich mit der Frage, welche Auswirkungen und Grenzen die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe hat. Durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe fühlen sich die Mitglieder besser. Sie haben weniger Schuldgefühle und fühlen sich mit einer schwierigen Situation nicht allein gelassen. Praktische Lösungen können gefunden werden. Für einige bedeutet die Teilnahme auch, die Situation selbst in die Hand zu nehmen und sie nicht einfach zu erleiden. Die Beteiligung hat auch eine positive Wirkung auf die Beziehung mit anderen (Angehörige, Gruppenmitgliedern) und Fachleuten. 

Handlungsempfehlungen an Politik, Gesundheits- und Sozialwesen
Die Studie befasst sich auch mit der Organisationsform und Ressourcenausstattung der Stiftung Selbsthilfe Schweiz und der Selbsthilfezentren, mit ihrer Vernetzung mit Kooperationspartnern und Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens und formuliert Handlungsempfehlungen an die Politik und verschiedene andere Akteure. Selbsthilfe Schweiz und die Selbsthilfezentren stellen als Drehscheibe für Betroffene, Angehörige und Selbsthilfegruppen eine wichtige Funktion für die Verbreitung der Selbsthilfebewegung in der Schweiz dar. Die vertiefte Zusammenarbeit von Selbsthilfe Schweiz und den Selbsthilfezentren mit Gesundheitsinstitutionen sollte eine wichtige Rolle zur Stärkung von Betroffenen einnehmen – insbesondere bei seltenen oder tabuisierten Themen (wie z. B. psychische Krankheiten). Wichtig sind darüber hinaus eine bessere gesetzliche Verankerung der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in der Schweiz sowie eine längerfristige Finanzierung von Selbsthilfe Schweiz und den regionalen Selbsthilfezentren.

Firmenportrait: 

Selbsthilfe Schweiz

Die 2000 gegründete Stiftung Selbsthilfe Schweiz mit Sitz in Basel ist die Dienstleistungs- und Koordinationsstelle der 20 regionalen Selbsthilfezentren. Sie dient als Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Selbsthilfe und engagiert sich für die Idee und Methode der gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Sie zeichnet verantwortlich für die Koordination und Vernetzung auf nationaler Ebene und treibt die Qualitätsentwicklung in der Selbsthilfe voran. 

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