Mercer CFA Institute Global Pension Index 2020

(Zürich)(PPS) Die weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 erhöhen die finanzielle Belastung, der Rentner heute und in Zukunft ausgesetzt sind. In Verbindung mit der steigenden Lebenserwartung und dem zunehmenden Druck auf die öffentlichen Ressourcen zur Unterstützung der Gesundheit und des Wohlergehens der alternden Bevölkerung verschärft COVID-19 die Unsicherheit im Rentenalter. Dies zeigt der Mercer CFA Institute Global Pension Index, der in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal veröffentlicht wird.

«Die durch die weltweite Gesundheitskrise verursachte wirtschaftliche Rezession hat in den meisten Ländern zu geringeren Rentenbeiträgen, niedrigeren Anlagerenditen und einer höheren Staatsverschuldung geführt. Dies wird sich unweigerlich auf die künftigen Renten auswirken. Das bedeutet, dass einige Menschen länger arbeiten müssen, während sich andere mit einem niedrigeren Lebensstandard im Ruhestand abfinden müssen», kommentiert Dr. David Knox, Senior Partner bei Mercer und Hauptautor der Studie. «Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Regierungen über die Stärken und Schwächen ihrer Systeme nachdenken, um langfristig bessere Ergebnisse für die Rentner zu gewährleisten».

«Schon vor COVID-19 standen viele öffentliche und private Rentensysteme auf der ganzen Welt unter zunehmendem Druck, die Leistungen aufrechtzuerhalten», ergänzt Margaret Franklin, CFA, Präsidentin und CEO des CFA Institute. «Wir haben im Laufe der Jahre viel über die Wirksamkeit von Rentensystemen gelernt. Obwohl es kein einzelnes Modell gibt, das in jedem Land funktioniert, bietet der Global Pension Index eine Vergleichsbasis und hilft, zu differenzieren, was in jedem Markt möglich und praktikabel ist. Das CFA Institute ist hoch erfreut, den diesjährigen Global Pension Index zu sponsern, und wir freuen uns darauf, seinen Einfluss durch unsere gemeinsame Arbeit noch weiter zu steigern».

Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Zukunft der Rentensysteme

Die Auswirkungen von COVID-19 gehen weit über die Gesundheit hinaus. Es gibt langfristige wirtschaftliche Auswirkungen auf viele Branchen, auf die Zinssätze, auf Anlageerträge und auf das Vertrauen der Gemeinschaft in die Zukunft. Infolgedessen hat sich auch die Frage nach der Bereitstellung eines angemessenen und nachhaltigen Renteneinkommens auf längere Sicht verändert.

Die Höhe der Staatsverschuldung hat in vielen Ländern nach COVID-19 zugenommen. Diese gestiegene Verschuldung dürfte die Fähigkeit künftiger Regierungen einschränken, ihre ältere Bevölkerung zu unterstützen, entweder durch Renten oder durch die Bereitstellung anderer Dienstleistungen wie Gesundheits- oder Altenpflege.

Um die Auswirkungen von COVID-19 abzumildern, haben Regierungen jedoch bereits eine Vielzahl von Massnahmen ergriffen, um ihre Bürger und Rentensysteme zu unterstützen.

Laut Professor Deep Kapur, Direktor des Monash Centre for Financial Studies (MCFS), haben viele Regierungen weltweit mit beträchtlichen fiskalischen Anreizen auf COVID-19 reagiert und die Zentralbanken eine unkonventionelle Geldpolitik verfolgt.

«Die Aussichten für Anlagerenditen sind gedämpft. Gleichzeitig kann die Volatilität erhöht sein, was die Herausforderungen des Risikomanagements in einem Rentenportfolio verschärft.»

«Darüber hinaus haben einige Regierungen vorübergehend Zugang zu angesparten Renten gewährt oder die Höhe der Pflichtbeitragssätze gesenkt, um die Liquiditätslage der Haushalte zu verbessern. Diese Entwicklungen werden wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf die Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität der Rentensysteme haben und dadurch die Entwicklung des Global Pension Index in den kommenden Jahren beeinflussen», fügt Kapur hinzu. 

Beispielsweise ermöglichte Australien Personen, deren Einkommen um mehr als 20 Prozent gesunken war, Zugang zu bis zu 20.000 AUD $ (ca. 13.000 CHF) aus ihrem Rentenvermögen, während Chile aktiven Beitragszahlern erlaubte, freiwillig 10 Prozent ihrer individuellen Pensionsfonds bis zu einer Höhe von 5.600 USD zu entnehmen.

«Es ist interessant festzustellen, dass die beiden führenden Alterseinkommenssysteme im globalen Rentenindex, die Niederlande und Dänemark, keinen vorzeitigen Zugriff auf das Rentenvermögen erlaubt haben, obwohl das Vermögen jedes Rentensystems mehr als 150 Prozent des BIP des Landes ausmacht», kommentiert Dr. Knox.

COVID-19 hat auch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei der Altersversorgung verstärkt.

«Schon bevor COVID-19 die Volkswirtschaften in der ganzen Welt durcheinanderbrachte, sahen sich viele Frauen mit weniger Ersparnissen im Ruhestand konfrontiert als Männer. Jetzt dürfte sich diese Kluft in vielen Rentensystemen weiter vergrössern, insbesondere in den am stärksten betroffenen Sektoren, in denen Frauen mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte ausmachen, wie im Gastgewerbe und in der Lebensmittelindustrie», fügt Dr. Knox hinzu.

Der Subindex «Nachhaltigkeit», der misst, inwiefern ein gegenwärtiges System in der Lage sein wird, in Zukunft Leistungen zu erbringen, zeigt weitere Schwächen in vielen Systemen auf. Aufgrund des negativen Wirtschaftswachstums, das in den meisten Volkswirtschaften aufgrund von COVID-19 zu verzeichnen war, ist die durchschnittliche Nachhaltigkeitsbewertung im Jahr 2020 um 1,2 gesunken.

Die Zahlen

Die Schweiz ist um einen Rang auf Platz 12 abgerutscht, obwohl sich der Gesamtindexwert von 66.7 auf 67 verbessert hat. Zurückzuführen ist dies auf die Aufnahme zweier weiterer Länder in diesem Jahr, von denen Israel nun vor der Schweiz rangiert. Mit 40.8 Punkten markiert Thailand das Schlusslicht des Index.

In den einzelnen Unterkategorien erhalten die Niederlande die höchste Punktzahl im Bereich Angemessenheit (81.5; verglichen mit 59.5 für die Schweiz), Dänemark im Bereich Nachhaltigkeit (82.6; verglichen mit 64.2 für die Schweiz) sowie Finnland im Bereich Integrität (93.5; verglichen mit 83.1 für die Schweiz). Die niedrigsten Punktzahlen erhielten Mexiko für Angemessenheit (36.5), Italien für Nachhaltigkeit (18.8) und die Philippinen für Integrität (34.8).

«Die Schweiz hat ein gutes Rentensystem, dass auf bewährte öffentliche und berufliche Säulen setzt. Gleichzeitig sind Einzelpersonen angehalten, eine aktive Rolle bei der Gestaltung ihrer späteren Renteneinkommen zu übernehmen», kommentiert Ivan Guidotti, Investment Manager bei XO Investments und Committee Chair bei CFA Society Switzerland. «Aber auch für die relativ wohlhabende Schweiz und ihre stabile Volkswirtschaft zeigt der Index Massnahmen auf, die getroffen werden müssen, um sicherzustellen, dass unser Rentensystem nachhaltig leistungsfähig bleibt. Dazu gehören z. B. die schrittweise Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters.»

Weitere Massnahmen, die im Report genannt werden, sind die Reduzierung der Haushaltsverschuldung, die Erhöhung der Hauseigentümerquote und die Senkung vorzeitiger Mittelabflüsse durch Begrenzung des Zugangs zu den Ersparnissen vor Renteneintritt.

«Die Tatsache, dass die Schweiz im Bereich Angemessenheit unter dem Länderdurchschnitt liegt, zeigt, dass mehr getan werden muss, um die Renteneinkünfte von Einzelpersonen zu verbessern. Mit einer robusten ersten und von weiten Teilen der Bevölkerung genutzten dritten Säule, zeigen sich vor allem in der zweiten Säule zunehmend Schwächen. Treiber sind die steigende Lebenserwartung, die Negativzinsen und die deutliche Umverteilung von Aktiven zu Rentnern», so Tobias Wolf, Head Advisory bei Mercer Schweiz. «Viele Pensionskassen haben damit die Leistungen für neue und zukünftige Rentner in den letzten Jahren deutlich reduziert. Wir sehen aber noch immer ungenutztes Potenzial zur Leistungsverbesserung bei vielen Kassen durch eine effizientere und renditestärkere Anlagestrategie. Bessere Renditen sind der Schlüssel zu besseren Leistungen: Ein um nur 1 Prozent pro Jahr höherer Zinssatz über das gesamte Erwerbsleben eines Mitarbeitenden hinweg führt zu einer um etwa 20 Prozent höheren Rente.»

Über den Mercer CFA Institute Global Pension Index

Früher als Melbourne Mercer Global Pension Index bekannt, vergleicht der Global Pension Index Renteneinkommenssysteme auf der ganzen Welt, hebt in jedem System Mängel hervor und schlägt mögliche Reformbereiche vor, die zu angemesseneren und nachhaltigeren Rentenleistungen führen könnten.

Der Global Pension Index ist ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt, das vom CFA Institute in Zusammenarbeit mit dem Monash Centre for Financial Studies (MCFS) und dem globalen Beratungshaus Mercer gefördert wird.

In diesem Jahr vergleicht der Global Pension Index 39 Renteneinkommenssysteme weltweit und deckt damit fast zwei Drittel der Weltbevölkerung ab. Der Index 2020 umfasst zwei neue Systeme – Belgien und Israel.

Der Global Pension Index verwendet den gewichteten Durchschnitt der Subindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität, um jedes Rentensystem anhand von mehr als 50 Indikatoren zu bewerten. 2020 führt der Index neue Fragen in Bezug auf die öffentlichen Ausgaben für Renten, ESG-Investitionen (Umwelt, Soziales und Governance) und die Unterstützung von Pflegekräften ein.

Weitere Informationen zum Mercer CFA Institute Global Pension Index finden Sie hier: 
https://www.mercer.com.au/our-thinking/global-pension-index.html

Mercer CFA Institute Global Pension Index 2020

 

System

Indexwert 2020 (gesamt)

Subindizes

Angemessenheit

Nachhaltigkeit

Integrität

Argentinien

42.5

54.5

27.6

44.4

Australien

74.2

66.8

74.6

85.5

Belgien

63.4

74.6

32.4

88.9

Brasilien

54.5

72.6

22.3

70.7

Chile

67

56.5

70

79.6

China (Festland)

47.3

57.4

36.2

46.7

Dänemark

81.4

79.8

82.6

82.4

Deutschland

67.3

78.8

44.1

81.4

Finnland

72.9

71

60.5

93.5

Frankreich

60

78.7

40.9

57

Hongkong SAR

61.1

54.5

50

87.1

Indien

45.7

38.8

43.1

60.3

Indonesien

51.4

45.7

45.6

68.7

Irland

65

74.7

45.6

76.5

Israel

74.7

70.7

72.4

84.2

Italien

51.9

66.7

18.8

74.4

Japan

48.5

52.9

35.9

59.2

Kanada

69.3

68.2

64.4

77.8

Kolumbien

58.5

62.5

45.5

70.5

Korea

50.5

48

53.4

50.3

Malaysia

60.1

50.1

58.6

78

Mexiko

44.7

36.5

55.8

42.2

Neuseeland

68.3

63.8

62.9

82.9

Niederlande

82.6

81.5

79.3

88.9

Norwegen

71.2

73.4

55.1

90.3

Österreich

52.1

64.4

22.1

74.6

Peru

57.2

59.5

49.2

64.6

Philippinen

43

38.9

53.4

34.8

Polen

54.7

59.9

40.7

65.9

Saudi-Arabien

57.5

59.6

51.6

62.4

Schweden

71.2

65.2

72

79.8

Schweiz

67

59.5

64.2

83.1

Singapur

71.2

74.1

59.9

82.5

Spanien

57.7

71

27.5

78.5

Südafrika

53.2

43.0

46.7

78.3

Thailand

40.8

36.8

40.8

47.3

Türkei

42.7

44.2

24.9

65.3

USA

60.3

58.9

62.1

59.9

Vereinigtes                                        Königreich

64.9

59.2

58

83.7

Durchschnitt

59.7

60.9

50.0

71.3

Firmenportrait: 

Über Mercer
Mercer setzt sich dafür ein, die Zukunft mutig und intelligent zu gestalten – durch die Transformation der Arbeitswelt, einer Verbesserung von Vorsorge- und Investmentlösungen sowie durch den Einsatz für Gesundheit und Wohlergehen. Mit mehr als 25.000 Mitarbeitern in 44 Ländern ist Mercer in über 130 Ländern tätig. Mercer ist ein Tochterunternehmen von Marsh & McLennan (NYSE: MMC), dem führenden globalen Anbieter von professionellen Dienstleistungen zu den Themen Risiko, Strategie und HR - mit einem Jahresumsatz von 17 Mrd. USD und 76.000 Mitarbeitern. Als Marktführer hilft Marsh & McLennan seinen Kunden, in einem immer dynamischeren und komplexeren Umfeld erfolgreich zu agieren. Zur Unternehmensgruppe gehören auch Marsh, Guy Carpenter und Oliver Wyman. Für weitere Informationen besuchen Sie uns auf mercer.ch

Über das CFA Institute
CFA Institute, die globale Vereinigung von Anlageexperten, setzt den Standard für berufliche Exzellenz und Qualifizierung, verficht ethisches Verhalten auf den Anlagemärkten und ist eine global anerkannte Quelle für Finanzwissen. Ziel ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Interessen der Anleger an erster Stelle stehen, die Märkte optimal funktionieren und die Wirtschaft gedeiht. Weltweit gibt es mehr als 178 000 CFA Charterholder in 164 Märkten. CFA Institute hat weltweit neun Niederlassungen und 159 lokale Mitgliedervereine. Für weitere Informationen besuchen Sie www.cfainstitute.org oder folgen Sie uns auf Twitter unter @CFAInstitute und auf Facebook.com/CFAInstitute.

Über das Monash Centre for Financial Studies (MCFS)
Das MCFS ist ein Forschungszentrum, das an der Monash Business School der Monash University, Australien, angesiedelt ist und sich zum Ziel gesetzt hat, akademische Strenge bei der Erforschung von Themen von praktischer Relevanz für die Finanzindustrie walten zu lassen. Darüber hinaus erleichtert es durch seine Engagementprogramme den wechselseitigen Wissensaustausch zwischen Akademikern und Praktikern. Die sich entwickelnde Forschungsagenda des Zentrums ist breit gefächert, konzentriert sich derzeit jedoch auf Themen, die für die Vermögensverwaltungsbranche relevant sind, darunter Altersvorsorge, nachhaltige Finanzen und technologische Disruption.

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