Ökobilanz-Plattform Landwirtschaft: Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Betriebsführung

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Agroscope

(Zürich)(PPS) Die Erwartungen an die Landwirtinnen und Landwirte steigen: Produzentinnen und Produzenten sollen ihre Erzeugnisse „nachhaltig“ herstellen, also sowohl wirtschaftlich effizient als auch umwelt- und sozialverträglich. Methoden für die Nachhaltigkeitsbewertung werden entwickelt. Aber wie sieht deren Umsetzung in der Praxis aus? Die neunte Ökobilanz-Plattform Landwirtschaft von Agroscope am Standort Reckenholz in Zürich zeigte Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für das Nachhaltigkeitsmanagement auf.

Wie können Betriebsleitende Schwachstellen und Stärken des eigenen Betriebes identifizieren und auf dieser Basis Entscheidungen für eine nachhaltigere Betriebsführung fällen? Wie wirkt sich der Austausch von Forschung und Praxis auf die Betriebe aus? Agroscope evaluiert Ansätze des Nachhaltigkeitsmanagements hinsichtlich ihres Potenzials für Landwirtschaftsbetriebe. Dazu wurden auch Fallbeispiele in Italien und Österreich untersucht. „Eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft und landwirtschaftlicher Praxis kann zum Beispiel zu einer verbesserten Umweltperformance und gleichzeitig zu einem höheren Einkommen beitragen“, erklärte Projektleiter Daniel Baumgartner anlässlich der Ökobilanz-Plattform Landwirtschaft.

Von der Theorie zur Praxis

Agroscope beschäftigt sich damit, die etablierte Ökobilanzmethodik zu erweitern, sodass alle Bereiche der Nachhaltigkeit von Betrieben bewertet werden können. „Wir sind daran, ein umfassendes Set von quantitativen Indikatoren zu erarbeiten“, sagte Gérard Gaillard, Leiter der Forschungsgruppe Ökobilanzen. Gleichzeitig werden bestehende ökologische Bewertungsmethoden verfeinert und ausgebaut. So zeigten Forschende auf, wie die Methodik „Swiss Agricultural Life Cycle Assessment“ (SALCA) erfolgreich auf einer Reihe von Landwirtschaftsbetrieben in Österreich angewendet wurde. Dafür mussten viele der Modelle, auf denen die Methodik basiert, an die dortigen regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Die Resultate zeigen einerseits, dass SALCA vielseitig einsetzbar ist. Andererseits wurde sichtbar, dass bei den Themen Regionalisierung und Internationalisierung noch viel Forschungsbedarf besteht.

In Österreich integrierte die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein die Ökobilanz-Methodik in das Beratungstool „FarmLife“. Dies ist eine neu entwickelte praxisnahe Online-Toolbox. Landwirtschaftliche Betriebe erfassen dort nach den Gewohnheiten klassischer Buchhaltung Informationen zum Einsatz ihrer Betriebsmittel, zur Bewirtschaftung der Flächen und zur Tierhaltung. Daraus werden die Umweltwirkungen, der Ressourceneinsatz und die ökonomische Situation ermittelt. Eine individuell abgestimmte Rückmeldung bietet den Landwirtinnen und Landwirten einen detaillierten, umfangreichen Überblick über die Nachhaltigkeit ihres Betriebes.

Das Potenzial von Bergbetrieben optimal nutzen

Eine wirtschaftlich erfolgreiche Landnutzung in Berggebieten stellt eine Herausforderung dar. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Umweltwirkungen der Produktion im Berggebiet aufgrund tieferer Erträge häufig höher sein können als im Tal. Eine Kooperation zwischen Berg- und Talbetrieben kann günstige Synergien ergeben. In dem EU-Forschungsprojekt CANtogether (Crops and Animals Together) konnte Agroscope anhand von 16 Milchviehbetrieben zeigen, dass durch eine solche Kooperation sowohl die Umweltwirkungen als auch die Arbeitsbelastung pro Kilogramm Milch verringert werden können, ohne dass der Bergbetrieb dadurch ökonomische Einbussen in Kauf nehmen muss.

In einem weiteren Forschungsprojekt, das vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP69 „Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion“ finanziert wird, hat Agroscope die globale und lokale Umweltperformance von Betrieben ermittelt. Die „globale“ Umweltperformance bezieht die gesamte Produktionskette bis zum Hoftor eines Betriebes ein und beschreibt die Fähigkeit eines Betriebes, möglichst viele Nahrungsmittel mit möglichst tiefer Umweltbelastung zu produzieren. Die „lokale“ Umweltperformance beschränkt sich auf jene Umweltwirkungen, die auf dem Betrieb selbst entstehen, wie zum Beispiel die Versauerung oder die Eutrophierung; sie steht für die Fähigkeit eines Betriebes, die lokal auftretende Umweltbelastung möglichst tief zu halten. Bei einer Stichprobe von Bergmilchviehbetrieben zeigten sich komplexe Zusammenhänge: Erste Ergebnisse weisen zum Teil auf Zielkonflikte zwischen der Reduktion von lokalen und globalen Umweltbelastungen hin. Weitere Forschungsarbeiten sind notwendig, um diese Analyse zu vertiefen und um zu untersuchen, wie produktionstechnische Faktoren die lokale und globale Umweltperformance beeinflussen.

Analyse von Betriebsnetzen mittels Ökobilanz

Agroscope hat im Rahmen des EU-Forschungsprojekts CANtogether einen Vergleich von gemischten und spezialisierten Betrieben vorgenommen. 87 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe mit Rindviehhaltung (66 ÖLN, 21 Bio) wurden hinsichtlich verschiedener Umweltwirkungen ausgewertet. Die Umweltwirkungen wurden sowohl auf die vom Betrieb produzierte Menge an verdaulicher Energie als auch auf die landwirtschaftliche Nutzfläche bezogen.

Es hat sich gezeigt, dass extensive Betriebe mit einem niedrigen Input an Produktionsmitteln günstigere Umweltwirkungen pro Hektare Fläche haben. Auf die produzierte verdauliche Energie bezogen erzielen produktive Betriebe mit einem hohen Anteil Ackerbau tiefere Umweltwirkungen. Dies macht deutlich, dass je nach Betrachtungsweise andere Einflussfaktoren wichtig sind.

Informationen: agroscope.ch/oekobilanzen/06386/index.html?lang=de

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