Umfrage zeigt: Breite Unterstützung für E-Voting trotz Sicherheitsbedenken

Umfrage zeigt: Breite Unterstützung für E-Voting trotz Sicherheitsbedenken

(Aarau)PPS) Mehr als zwei Drittel der Stimmberechtigten befürworten die Einführung des E-Votings. Eine flächendeckende Einführung der elektronischen Stimmabgabe ist für die bis 30Jährigen fast schon ein Muss. Sicherheitsbedenken sind jedoch durchaus vorhanden und kommen auch entsprechend zum Ausdruck. 29 Prozent der Befragten sind eher oder vollkommen gegen E-Voting.

Seit über zehn Jahren können Stimmberechtigte in einer wechselnden Anzahl von Kantonen ihren politischen Willen auch auf elektronischem Weg kundtun. Den elektronischen Kanal nutzen, konnten bisher vor allem Auslandschweizerinnen und -schweizer. Im Inland hatte lediglich eine beschränkte Anzahl von Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern in ausgewählten Gemeinden die Möglichkeit, per Internet abzustimmen.

Wie aber denken die Stimmberechtigten gesamthaft über die Einführung von E-Voting?

Welche Vor- und Nachteile sehen sie dabei? Die Resultate dieser ersten ausschliesslich dem

E-Voting gewidmeten Bevölkerungsumfrage zeigen eine über die Alters-, Sprach- und Parteigrenzen hinweg breite Unterstützung für eine flächendeckende Einführung der elektronischen Stimmabgabe.

Zustimmung zwischen 60 und 80 Prozent

Mehr als zwei Drittel der Stimmberechtigten befürworten die Einführung von E-Voting. Die

Unterstützung nimmt zwar mit zunehmendem Alter ab, bewegt sich aber selbst bei den über 70-Jährigen um die 50-Prozent-Marke. Die Forderung, E-Voting einzuführen, wird weiter von den höheren Bildungsschichten eher unterstützt als von tieferen Bildungsschichten. Das

Geschlecht spielt hingegen keine Rolle. Auf Bezirksebene bewegen sich die

Zustimmungswerte zwischen 60 und 80 Prozent. In urbanen Gebieten sowie in gewissen Regionen im Alpengebiet, darunter namentlich im Kanton Graubünden, ist die Zustimmung höher als im Durchschnitt.

Zweifel betreffend Manipulation

Konfrontiert mit Pro- und Kontra-Argumenten zeigen sich 82 Prozent der Befragten damit einverstanden, dass das elektronische Abstimmen von zu Hause aus bequemer sei als brieflich abzustimmen. Das Argument mit der zweitstärksten Unterstützung war dasjenige des «Zeitgeists»: Da heute so gut wie alles über das Internet gemacht werden könne, sei es an der Zeit, auch die elektronische Stimmabgabe einzuführen, fanden rund zwei Drittel der Befragten. Vornehmlich junge Umfrageteilnehmende führen das «Zeitgeist»-Argument ins

Feld. Aber auch Zweifel finden ihren Ausdruck: 61 Prozent der Befragten glauben, dass die Stimmabgabe über das Internet einfacher manipuliert werden könne als die Briefwahl. 57 Prozent befürchten, dass beim E-Voting ausländische Geheimdienste mitlesen könnten.

Vertrauensbildende Massnahmen

Grösstes Vertrauen haben die Stimmberechtigten in die persönliche Stimmabgabe im Wahllokal (auf einer Skala von 0 bis 10 liegt der Mittelwert hier bei 8.5). Das Vertrauen in die inzwischen flächendeckend eingeführte briefliche Stimmabgabe ist beinahe gleich gross (8.2). Signifikant geringer ist hingegen das Vertrauen in die elektronische Stimmabgabe (6.6) Welche Massnahmen würden das Vertrauen in E-Voting am ehesten erhöhen? Dazu wurden insgesamt sieben Massnahmen vorgeschlagen, zu denen sich die Befragten äussern konnten.

Den grössten Anklang fand dabei ein persönlicher Code auf dem Stimmrechtsausweis, damit

Stimmabgabe und -ankunft überprüft werden können. 68 Prozent meinten, dass diese Massnahme ihr Vertrauen in das E-Voting stärken würde. 63 Prozent fänden es weiter gut, wenn man die elektronische Stimmabgabe in einem Testsystem ausprobieren könnte. 55 Prozent der Befragten erachteten zudem Sicherheitsinspektionen durch Experten als vertrauensfördernd. Diese drei erwähnten Massnahmen sind in den gegenwärtig in der Schweiz eingesetzten E-Voting-Systemen bereits implementiert.

‚Sicherheit vor Tempo‘

Zusammenfassend bringen die Umfrageresultate zum Ausdruck, dass sich die Bevölkerung einerseits der Risiken, die digitale Abstimmungen und Wahlen mit sich bringen, bewusst ist. Andererseits hat die Digitalisierung alle Arbeits- und Lebensbereiche bereits dermassen durchdrungen, dass die flächendeckende Einführung von E-Voting als folgerichtige Konsequenz erachtet wird. Die bisherigen E-Voting-Versuche fanden unter dem Motto

"Sicherheit vor Tempo" statt. Die beteiligten Kantone sowie die beim Thema federführende Bundeskanzlei liegen aufgrund der Umfrageerkenntnisse mit diesem Ansatz richtig.

Die Umfrage führte das Befragungsinstitut LINK zwischen dem 11. und 21. April 2016 im Auftrag des Zentrums für Demokratie Aarau (ZDA) durch. Sie ist Teil von Forschungsarbeiten, die am ZDA im Rahmen eines mehrjährigen, von verschiedenen Kantonen und der Bundeskanzlei getragenen Forschungsprojektes zu E-Democracy durchgeführt werden.

Das Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) ist ein Forschungszentrum der Universität Zürich und der Fachhochschule Nordwestschweiz mit Sitz in Aarau. zdaarau.ch

Die Studie:

Milic, Thomas; McArdle, Michele und Serdült, Uwe (2016) Haltungen und Bedürfnisse der Schweizer Bevölkerung zu E-Voting, Studienberichte des Zentrums für Demokratie Aarau, Nr. 9 (September 2016).

Pressekontakt: 

Zentrum für Demokratie Aarau
Villa Blumenhalde
Küttigerstrasse 21
5000 Aarau