10 -Jahre Firmen Jubiläum - der spanischen Bau Art Thurgau - Tochter

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Heribert Holl, Bau Art Thurgau GmbH

(Kreuzlingen) Elite Costa S.L, ältere spanische „Schwester“ der Bau Art Thurgau GmbH, feierte in diesem Jahr ihr 10 – jähriges Baufirmen – Jubiläum.
Interview mit Gründer und Geschäftsführer Rudolf Gilgen

Autor: Heribert Holl

Das neu gegründete Unternehmen startete am 1.März 2004 in Alicante (Valencia, Spanien) mit der Grundsteinlegung zu einer Designer – Villa nach den Plänen eines renommierten Architekten. Das Haus liegt direkt am Strand einer malerischen Bucht bei Moraira. Es han-delte sich zunächst um einen der ersten Vollziegelbauten an der Costa Blanca. Es war also mehr oder weniger ein „Experiment“. Jedoch hat auch hier - im feucht-warmen Mittelmeer-klima - das traditionell am Bodensee erlernte Handwerk, seine Probe bestanden, wie Archi-tekten und Bauherrenschaft dann mit Freude feststellen durften.

Nun ging es Schlag auf Schlag weiter: Es folgten weitere Ziegelbauten u.a. in Moraira, Denia, Alfaz de Pi...

Kontakte zum Xella – Konzern bescherten dann auch diverse Bauten aus Ytong®. Die Bandbreite reichte optisch von ausladenden modernen Villen mit Blick aufs Mittelmeer bis hin zu rustikal mit Naturstein verkleideten Fincas im Stil typischer mediterraner Landhäuser.

In 2005 folgte dann auch der Sprung nach Mallorca – 19 Villen in Santa Ponsa und weitere Bauten...
HH: Wie haben Sie die Immobilienkrise 2008 in Spanien erlebt?

R. Gilgen: Das Immobilen – Desaster machte sich schon weitaus früher bemerkbar. Seit 2000 stiegen die Preise von Jahr zu Jahr sprunghaft mit 2-stelligen Raten an. Geschürt wurde das ganze auch noch von den Banken, die Kredite wurden oft zu 100% und darüber ver-gaben. Man rechnete ja die künftigen Wertsteigerungen schon in den Kaufpreis mit ein. Völlig überzogene Preise waren nicht die einzige Folge. Viel schlimmer sogar: Überhitzte Spe-kulanten und Käufer in sonniger Ferienlaune lassen schnell jede Vorsicht ausser Acht. An der kleinen Badebucht von Javea gab es dann plötzlich mehr Maklerbüros als Kneipen und Eis-dielen. Denen wurde so ziemlich alles aus der Hand gerissen. Pfusch am Bau war die Folge. Teure Ferienhäuser und Hotels waren oft schon nach 2 oder 3 Jahren sanierungsbedürftig. Eine Bank hatte dutzende Baustellen „geerbt“. Für sie sollte ich dann über hundert Fe-rienwohnungen, die noch im Rohbau-Zustand waren, fertigstellen. Die Mängel waren aber bereits schon zu diesem Zeitpunkt so gravierend, dazu noch eine völlig fehlende Infrastruktur, dass ein Abriss günstiger gewesen wäre.

HH: Wie hat sich das auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

R. Gilgen: Kaum! Wir hatten ausschliesslich Schweizer und Deutsche Bauherrenschaften. Das meiste Material haben wir aus Deutschland oder aus der Schweiz, Ytong® aus Frank-reich, eingeführt. Unsere Klientel war erfreulicherweise durchgehend sachkundig und wusste den Mehraufwand zu honorieren. Probleme gab es allerdings, wenn es z.B. darum ging, einen Spanische Architekten vom Nutzen einer Dampfsperre zu überzeugen.

HH: Warum haben Sie denn aufgehört in Spanien zu bauen?

R. Gilgen: Den letzten Bau haben wir in 2010 fertiggestellt. Danach passte das ganze Umfeld nicht mehr. Gemeinden, die kein Geld mehr hatten, ihre mittlerweile schon marode ge-wordene Infrastruktur zu reparieren, entvölkerte Stadtteile, Bauruinen an allen Ecken sind für Investoren nicht gerade einladend. Darüber hinaus: 25% Arbeitslosigkeit prägt auch das Strassenbild.

„Manchmal ist weniger oft mehr!“

HH: Haben Sie in Spanien dazugelernt?

R. Gilgen: Ja! Man muss immer gut auf sein Werkzeug aufpassen!

Spass beiseite: Mehrere unserer Bauherren sind aus gesundheitlichen Gründen nach Spanien gezogen, wegen des milden, warmen Klimas (Rollstuhlfahrer, an Neurodermitis Erkrankte). Hier habe ich mich zum ersten Mal intensiver mit Bauhygiene beschäftigt! Punkte sind: schadstoffarme, biologische Baustoffe und ein behagliches Raumklima.

Weniger an der Küste als im Landesinneren haben ein extremeres Klima. Im Winter haben wir mittags in der Sonne durchaus Temperaturen von 25°C und mehr – nachts kühlt es oft unter 0° ab. Wärmeverhalten von Baustoffen lassen sich hier besser beobachten. Baustoffe unterscheiden sich voneinander u.a. durch unterschiedliche Wärme- Speicherfähigkeit, - Leitfähigkeit, Amplitudendämpfung u.a. Der vielzitierte U-Wert, der bei der Diskussion um die Energie-Effizienz so ziemlich für alles herhalten muss, ist nur ein Kriterium. Wichtiger ist z.B. die Speicherfähigkeit. Tagsüber speichert die Wärme die Sonnen – Energie und gibt die nachts ab. Ziegelmauerwerke sind in der Lage diese passive Sonnenenergie optimal zu nut-zen. Der U-Wert ist nur ein Laborwert – Werte im Beharrungszustand, den man in der Wirk-lichkeit nie vorfindet. Wir konnten das energetische Verhalten unserer Neubauten so über einige Jahre hinweg beobachten. Die Auswertungen dann (unter realen Bedingungen) waren sogar noch verblüffender als erwartet. Sowohl Häuser an der Küste als auch im bergigem Hinterland erreichten tiefe Verbrauchswerte, die sie nach den rein theoretischen Berechnun-gen gar nicht haben dürften! Wandaufbauten mit einem geringeren U-Wert (dicke Isolierung) schneiden hier – sogar signifikant – schlechter ab, als solche mit höherem U-Wert. Manchmal ist eben weniger oft mehr!

HH: Bauen Sie denn jetzt in der Schweiz anders als in Spanien?

R. Gilgen: Ja und Nein!

Ich bin ursprünglich Biologie – Lehrer von Beruf und bleibe dem Metier auch weiterhin treu. Beim Material (natürliche und chemisch unbehandelte Baustoffe) gibt es keinen Kompromiss.

Anders bei der Baukonstruktion:

In Südspanien ist die Hitze (sommerliche Kühlung) ein Problem! In der Nordschweiz eher das Heizen im Winter. Daher liegt hier der Akzent stärker auf Dämmeigenschaften. Eine dicke monolithische Ziegelwand, mit Steinwolle gefüllt, ist optimal. Besonderes (teures) Wär-medämmglas wie wir es in Spanien eingebaut haben, brauchen wir hier dagegen nicht!

HH: Weiterhin viel Freude und Erfolg beim Bauen!

Archiv:
Erfahrungen eines Deutschen Bauunternehmers...(Archiv: immozentral 2008)

Zum Autor: Studium an der Ruhr – Universität – Bochum (Diplom – Ökonom)
Tätigkeit: Institut für regionale Wirtschaftspolitik
Deutsche Baurevision – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AG
Geschäftsführer mehrerer KUM - Unternehmen

Pressekontakt: 

Dipl. Ök.
Heribert Holl
Konstanzerstr. 26
8280 Kreuzlingen

h.holl @ bau-art-tg.com
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