Abkehr von der CO2-Kompensation

(Zürich)(PPS) Ein WWF-Leitfaden für Unternehmen zeigt, wie zusätzliche Klimafinanzierung wirklich hilft und wie mit dem Prinzip «Geld für Tonne» Klimafolgekosten realistisch eingepreist werden können.

Die Weltklimakonferenz in Ägypten wirft auch ein helles Schlaglicht auf die Bemühungen von Unternehmen beim Klimaschutz. Zu oft setzen diese noch auf reine Kompensation ihrer Emissionen, was UNO-Generalsekretär António Guterres auf der COP 27 scharf kritisierte. «Eingekaufte CO2-Gutschriften sind keine ausreichende Klimaschutzmassnahme», sagt Lene Petersen, Expertin für Klimaschutz beim WWF Schweiz, und fügt hinzu: «Ein Nachfolgemodell für zusätzliche Klimafinanzierung ist dringend nötig.»

Aber wie sollen Unternehmen zusätzliche Mittel zur Finanzierung des globalen Klimaschutzes bereitstellen? Wie dies ohne Greenwashing und Marketingclaims à la «klimaneutral» funktioniert, zeigt der neue WWF-Leitfaden «FIT FÜR PARIS. Ein Nachfolgemodell für die CO2-Kompensation: wie Unternehmen zusätzlichen Klimaschutz finanzieren sollten». Dieser Leitfaden wurde von WWF Schweiz und Deutschland gemeinsam erarbeitet.

Petersen sagt: «Das Wichtigste für Unternehmen bleibt die Reduktion ihrer Treibhausgas-Emissionen entlang eines wissenschaftsbasierten Klimaziels - und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette, das heisst Scope 1 bis 3. Nur so sind ihre Klimastrategien ‚Fit für Paris‘. Und nur so hat die Welt eine Chance, innerhalb des Temperaturlimits des Pariser Abkommens von 1,5 Grad zu bleiben.»

Zusätzliche Klimafinanzierung ist aber ein wichtiger Bestandteil Paris-kompatibler Klimastrategien für Unternehmen. Soll die Welt bis 2050 netto keine Treibhausgase mehr ausstossen, muss eine gewaltige Finanzierungslücke von mehreren hundert Billionen US-Dollar geschlossen werden.

«Unternehmen können dazu beitragen, diese Finanzierungslücke zu schliessen und einen Beitrag zum globalen Netto-Null Ziel leisten. Dazu müssen sie ihre zukünftigen Emissionen reduzieren und gleichzeitig finanziell Verantwortung für die weiterhin anfallenden Emissionen übernehmen», sagt Petersen.

Wenn Unternehmen sozusagen als «Climate Stewards» einen Beitrag zur schnelleren globalen Dekarbonisierung leisten wollen, rechnen sie nicht Tonne für Tonne auf, um zu zweifelhaften Neutralität-Claims zu kommen. «Idealerweise bepreisen Unternehmen all ihre weiterhin anfallenden Emissionen mit den Klimafolgekosten», sagt Petersen. Diese liegen dem deutschen Umweltbundesamt zufolge aktuell bei rund 200 CHF pro Tonne CO2. Dies kann am Anfang mit hohen Emissionen mitunter zu sehr hohen Budgets führen, deswegen empfiehlt der WWF-Leitfaden einen schrittweisen Anstieg des veranschlagten CO2-Preises und die stufenweise Berücksichtigung aller Treibhausgasemissionen. Das quantifizierte Budget investieren sie in vielseitig wirksame Klimaschutzprojekte, zum Beispiel in Landscape-Programme und Nature-based Solutions, die u.a. darauf hinwirken, wertvolle Ökosysteme zu erhalten, zu stärken oder wiederherzustellen.

Auf diesem Weg löst die wirksamere «Geld-für-Tonne»-Finanzierung die alte «Tonne-für-Tonne»-Finanzierung ab. «Climate Stewards» stärken damit die systematische Transformation und preisen ihre Klimaschäden realistisch ein, statt mit zweifelhaften Methoden ihre Emissionen nachträglich zu verrechnen - ein wichtiger Baustein für Paris-kompatible Klimastrategien in Unternehmen.

Link zum Leitfaden: https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2022-11/221108_WWF_FFP_B3_Lei...

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