Christoffel Blindenmission: Bildung für alle

Christoffel Blindenmission: Bildung für alle
Bild Rechte: 
CBM/Cheli

(Thalwil)(PPS) Jede und jeder hat das Recht auf Bildung. Das wird in verschiedenen internationalen Übereinkommen einhellig gefordert. Jedoch: Nur rund die Hälfte der Kinder mit Behinderungen im schulfähigen Alter besuchen in Armutsgebieten die Schule. Zum Internationalen Tag der Bildung vom 24. Januar 2020 fordert die CBM Christoffel Blindenmission die konsequentere Umsetzung des Rechts auf Bildung.

Das Menschenrecht auf freien Zugang zu Bildung und auf Chancengleichheit ist die Grundlage, um andere Menschenrechte zu verwirklichen. Durch inklusive Bildung können alle Mädchen, Jungen, Frauen und Männer mit und ohne Behinderungen ihr Recht auf Würde, Gleichheit, persönliche Autonomie und Wahlfreiheit ausüben. Das Recht auf Bildung ist in unterschiedlichen internationalen Übereinkommen festgehalten: etwa im Übereinkommen der UNO über die Rechte des Kindes oder im Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Auch die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung fordert für alle Menschen eine hochwertige Bildung. Dennoch besuchen von den rund 65 Millionen Kindern, die im schulfähigen Alter sind und in Armutsgebieten leben, nur circa die Hälfte die Schule.

«Bildung ist notwendig, damit Menschen sich für die eigenen und die Rechte anderer einsetzen können. Neben der sozialen und politischen Teilhabe zahlt sich gute Bildung auch wirtschaftlich aus», so Denis Hofer, Programmverantwortlicher Westafrika und Bildung bei der CBM Schweiz. Eine längere und bessere Ausbildung ermöglicht qualifizierte Tätigkeiten, führt zu höheren Löhnen und damit zu mehr Steuereinnahmen. Exklusion von Bildung hingegen kostet die Staatshaushalte jedes Jahr mehrere Milliarden, schätzt die UNESCO. 

Vor diesem Hintergrund fordert die CBM Christoffel Blindenmission zum Internationalen Tag der Bildung vom 24. Januar 2020, das Bildungsengagement in Armutsgebieten zu intensivieren: sowohl seitens der Geberländer innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit als auch seitens der Regierungen in Entwicklungsländern.

Viel Sensibilisierungsarbeit notwendig

Bei der inklusiven Bildung nehmen Kinder mit und ohne Behinderungen gleichermassen am Unterricht teil. In einer Zeit international vergleichbarer Prüfungen erscheint diese inklusive Bildung wenig attraktiv. Um Kinder mit Behinderungen diesen Schulbesuch zu ermöglichen, ist daher eine Sensibilisierung von Bildungseinrichtungen, Familien und Behörden über das Recht der Kinder auf Bildung und die Möglichkeiten inklusiver Bildung notwendig. Ebenso nötig ist deren Zusammenarbeit mit Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen. «Wichtig ist auch, dass politische Entscheidungsträger informiert und unterstützt werden in der Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen, die den Zugang zu einer qualitativ guten Bildung für alle fördern», führt Hofer aus.

Ausserdem ist es erforderlich, dass sämtliche Schulräume zugänglich sind, ebenso die Lehrmittel, Prüfungen und die Kommunikation während des Unterrichts im Allgemeinen – etwa mittels Gebärdensprache oder Brailleschrift. Da Lehrpersonen in der Umsetzung oft an ihre Grenzen stossen und nicht entsprechend geschult sind, benötigen sie Aus- und Weiterbildungen in inklusiver Bildung.

Inklusive Bildung in Madagaskar

Laut einem vom madagassischen Bildungsministerium 2012 veröffentlichten Bericht waren damals landesweit nur 11 Prozent der Kinder mit Behinderungen eingeschult. Die CBM unterstützt in Madagaskar daher ein Projekt, das die Reformierte Kirche FJKM in Zusammenarbeit mit der Lutherischen Kirche MLC und dem Bildungsministerium von Madagaskar umsetzt. Das Projekt ist bereits an 66 Schulen in drei Regionen, Tendenz steigend.

«Die CBM-Partner konnten durch ihre Sensibilisierungsarbeit in den lokalen Gemeinden das Engagement bei der Einschulung von Kindern mit Behinderungen deutlich verbessern. Es wurden auch Selbsthilfegruppen gebildet, welche von Eltern von Kindern mit oder ohne Behinderungen besucht werden und den Austausch zum Ziel haben», berichtet Eva Studer, Programmverantwortliche Madagaskar und Peru bei der CBM Schweiz. Existierende Module der Lehrerbildung wurden inklusiv gestaltet und thematisch um die inklusive Bildung erweitert sowie Netzwerke von Lehrpersonen und Schulpersonal gebildet zum Austausch auf fachlicher Ebene. Zudem wurde die Infrastruktur der Schulen angepasst, damit diese zugänglich sind für Kinder mit Behinderungen.

Mehr Selbständigkeit dank Schulbesuch

Die sechsjährige Maria ist eines der Kinder mit Behinderungen, das eine inklusive Schule besucht, die von der CBM unterstützt wird. Das Mädchen lebt in der madagassischen Hauptstadt Antananarivo und hat eine kognitive Behinderung. Maria wusste zeitweise ihre Eltern nicht zu unterscheiden, nannte Papa «Mama» und umgekehrt. In ihrem dritten Lebensjahr isolierte sie sich zunehmend. Sie signalisierte nicht einmal mehr Hunger oder Durst. Als Maria fünfeinhalb war, brachten sie die Eltern in eine der zehn CBM-geförderten inklusiven Schulen in Antananarivo. Zaghaft betrat Maria das Schulzimmer, erinnert sich ihre Mutter zurück. Doch bereits in der ersten Woche begann sie, sich mit anderen Kindern offen zu verständigen und zu spielen. Nach und nach hat sie gelernt, ihre Bedürfnisse zu äussern und sich zu artikulieren. «Maria wird laufend selbstständiger», freut sich ihre Mutter, und kann endlich positiv in die Zukunft ihrer Tochter blicken.

Bild: Die sechsjährige Maria (rechts) lebt mit einer kognitiven Behinderung und besucht mit anderen Kindern mit und ohne Behinderungen eine der 66 von der CBM geförderten inklusiven Schulen in Madagaskar.

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