Klimastreik lanciert eigenen Aktionsplan

Klimastreik lanciert eigenen Aktionsplan
Bild Rechte: 
Climatestrike Switzerland

"Ein Misstrauensvotum an die institutionelle Politik"

(Bern)(PPS) Seit Dezember 2018 stehen Jugendliche in der ganzen Schweiz regelmässig auf der Strasse. Sie sind teil einer weltweiten Bewegung, haben die öffentliche Debatte in der Schweiz geprägt und viel erreicht. Bloss die Treibhausgasemissionen sind in dieser Zeit nicht merklich gesunken. Für Cita Röhlinger (18), Aktivistin beim Klimastreik Schweiz, ist klar, dass es so nicht weitergehen kann: “Auch nach einem Jahr Klimastreik hat die Politik keinen Plan für die Lösung der Klimakrise und versagt darin, die Bevölkerung vor dem drohenden ökologischen Kollaps zu schützen. Das vom Ständerat in der Herbstsession verabschiedete CO2-Gesetz ist absolut ungenügend und erfüllt die Hauptforderung des Klimastreiks, die THG-Emissionen bis 2030 auf netto null im Inland zu reduzieren, nicht einmal annähernd.”

Nico Müller (19), der sich ebenfalls aktiv beim Klimastreik engagiert ergänzt: “Tatsächlich genügt das CO2 Gesetz aktuell nicht einmal, um das an sich schon verheerend tief gesteckte Ziel des Bundesrates von netto null THG-Emissionen bis 2050 zu erreichen. Damit verabschiedet sich das Parlament offiziell vom 1.5°-Ziel.”

Der Klimastreik hat sich deshalb zu einem aussergewöhnlichen Schritt entschieden und beschlossen, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Wie die Aktivistinnen am Freitag an einer Pressekonferenz verkündeten, möchten sie in den nächsten Monaten selbst, in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus allen Bereichen der Wissenschaft, einen Klima-Aktionsplan erarbeiten. “Dieser Schritt ist ein klares Misstrauensvotum an die institutionelle Politik, die nach wie vor versagt, diese Krise als solche zu behandeln”, stellt Annik Färber (18) klar.

Das Ziel des Klima-Aktionsplans ist es, aufzuzeigen, wie eine emissionsneutrale Gesellschaft aussehen und mit welchen Massnahmen diese erreicht werden kann. Um das 1.5°-Ziel einzuhalten, muss die Schweiz bis 2030 Netto null Treibhausgasemissionen im Inland erreichen und sämtliche internationalen Hebel in Gang setzen, um Emissionen weltweit zu reduzieren. Die Schweiz soll so ihrer Verantwortung gerecht werden und eine bedeutende internationale Rolle spielen.

“Die Fakten zur Klimakrise sind klar und die technischen Lösungen existieren. Auch die notwendigen politischen Massnahmen sind zu einem grossen Teil bekannt”, meint Léonore Hälg, Energiewissenschaftlerin an der ETH Zürich, die sich an der Ausarbeitung des Aktionsplans beteiligt. “Wir denken, dass der Plan dank seiner Absender, den jungen Klimastreikenden, eine gesellschaftliche Debatte anstossen kann, die die Grenzen des politisch Machbaren verschieben könnte.”

Mehr als 60 Expertinnen und Experten haben sich bereit erklärt, die Klimastreikenden bei dieser Herausforderung zu unterstützen. In Arbeitsgruppen zu den verschiedenen Sektoren möchten sie konkrete Lösungsvorschläge und politische Massnahmen erarbeiten.

Auch die Bevölkerung ist dabei eingeladen, sich zu beteiligen: “Uns ist es auch sehr wichtig, dass der Klima-Aktionsplan ein offenes, transparentes und partizipatives Projekt der Schweizer Bevölkerung ist. Wir laden deshalb alle Menschen herzlich ein, sich bei der Erarbeitung des Plans einzubringen”, erklärt Andri Gigerl (19). In offenen Klimaversammlungen zu spezifischen Themen, sowie in einem online Forum auf www.climateactionplan.ch sollen Alle, die möchten, ihre Lösungen für die Klimakrise einbringen können. Nicht nur deshalb soll der Plan mehr werden, als nur ein gewöhnlicher Massnahmenplan, betont Hanna Fischer (18): “Der Klima-Aktionsplan soll eine realistische Utopie, eine konkrete Vision einer Gesellschaft ohne fossile Energien werden.”

Bereits im April 2020, kurz vor dem nächsten grossen Streik, möchte die Klimastreik-Bewegung den fertigen Plan der Öffentlichkeit vorstellen.

Pressekontakt: 

Climatestrike Switzerland
Hinterdorfstrasse 12
8635 Dürnten

Mediengruppe:
052 770 12 24
medien @ climatestrike.ch