Nationaler Zukunftstag am 13. November 2014

(Cham) Gute Aussichten für junge Fachkräfte. Es tut sich was in der Schweizer Berufswahl. Langsam aber stetig wächst die Zahl der jungen Frauen und Männer, die sich für «untypische» Berufe entscheiden. Eine erfreuliche Entwicklung für die Schweizer Wirtschaft und ganz im Sinne des Nationalen Zukunftstags, der sich seit 14 Jahren für ein ausgewogenes Berufs- und Rollenverständnis einsetzt.

Ursprünglich wollte sie Innenausbau-Zeichnerin werden, fand aber keine geeignete Lehrstelle, erzählt die 23-jährige Schreinerin Stéphanie Ruh. Die Alternative fand sie im Schreinerberuf – eine Entscheidung, die sie nie bereut hat: «Als Schreinerin arbeite ich mit vielen Materialien, löse ständig spannende Probleme beim Planen und sehe am Abend, was ich gemacht habe.»

Allen Mädchen mit handwerklichem Geschick rät Stéphanie: «Mädchen die gerne etwas mit den Händen machen und ungern ruhig sitzen, sollten unbedingt den Schreinerinnen-Beruf entdecken!»

Auch Lehrlingsbetreuer Urs Lenzlinger von der Fust AG Wil, wo Stefanie Ruh mittlerweile arbeitet, zieht eine positive Bilanz: «In gemischten Teams ist die Dynamik ausgeglichener, lebhafter und interessanter. Grundsätzlich muten wir alle Schreinerarbeiten auch den Frauen zu. Es gibt schon schwere Sachen zum Lupfen, aber das kann auch bei Jungs zum Problem werden. Es gibt keine Arbeiten, die Frauen nicht ausüben könnten.»

Willkommener weiblicher Nachwuchs
Die Fust AG ist eine von vielen Einrichtungen, die am Zukunftstag ihre Türen dem interessierten Nachwuchs öffnen. Aus gutem Grund: «Leider haben wir nur wenige weibliche Lernende. Das ist auch der Grund, weshalb wir am Projekt ‚Ein Tag als Schreinerin’ mitmachen. Ziel ist es, das Handwerk zu fördern sowie Nachwuchs zu generieren und insbesondere Frauen anzusprechen», sagt Urs Lenzlinger, Fust AG.

Auch in anderen, weiblich unterdotierten Branchen leistet der Zukunftstag Pionierarbeit. Beispielsweise in Informatik und Technik. Patrizia Tresch, angehende Informatikerin: «Als Primarschülerin beteiligte ich mich am Projekt ‚Mädchen-Informatik-los!’. So bin ich auf den Informatikberuf gekommen. In der Oberstufe schnupperte ich nochmals in diesem Beruf und jetzt bin ich begeisterte Stiftin im zweiten Lehrjahr als Informatikerin.»

Und Ruedi Knüsel von der Besi Switzerland AG schreibt eindringlich: «Bitte vergeben Sie die Technik-Projektplätze wenn immer möglich an Mädchen! Aktuell besteht unsere Berufsbildung aus 17 Jungs und es wäre sehr schön und gut fürs Team, wenn wir wieder mal ein Mädchen aufnehmen könnten.»

Jungs entdecken die Soziale Arbeit
«Natürlich gefällt mir, dass ich bei den Kindern und Arbeitskolleginnen gut ankomme», verrät der 24-jährige Bankfachmann und Elitesportler Dominik Stucki, der für ein halbes Jahr Zivildienst in einem Tageskindergarten leistet. «Aber noch mehr profitiere ich vom Respekt gegenüber den gesellschaftlichen Leistungen der Frauen und von den Regeln und Grenzen, die mir meine Chefin aufzeigt.»
Die Chefin Monika Ramot, erfahrene und versierte Leiterin in der Zürcher Stiftung kihz meint dazu: «Wir erfahren gemischte Teams als durchwegs positiv. Der Genderunterschied gibt eine gute Dynamik ins Team: Mehr Motivation, gepflegteres Auftreten, angenehmer Umgangston. Neuerdings kommen vermehrt junge Männer als Fachbetreuer, auch Schulabgänger. Es zeichnet sich klar eine Tendenz ab, die uns sehr freut!“

Ein Tag für neue Sichtweisen
Der Nationale Zukunftstag will starre Vorstellungen von Rollenverteilung aufweichen und so jungen Menschen Perspektiven eröffnen. Ziel ist es, Mädchen und Buben möglichst früh für eigenständige Lebensentwürfe zu sensibilisieren. Indem sie eine erwachsene Bezugsperson an die Arbeit begleiten, entdecken Schulkinder ein breites Spektrum an Laufbahn-Möglichkeiten.

Spezialprojekte eröffnen Perspektiven.
Mädchen können in den Spezialprojekten «Ein Tag als Schreinerin» (neu) sowie «Mädchen-bauen-los!» ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. Zudem bieten die Projekte «Mädchen-Technik-los!» und «Mädchen-Informatik-los!» Gelegenheit, einen Tag mit Ingenieurinnen oder Informatikerinnen verbringen.

Im neuen Projekt «ein Tag als Sozialpädagoge/ Sozialarbeiter» können Knaben dieses Jahr die Welt der Sozialen Arbeit entdecken. Zusammen mit anderen Schülern lernen sie am Vormittag in einer Fach- oder Hochschule die Grundlagen der Sozialen Arbeit kennen, um dann am Nachmittag in die praktische Arbeit einer Hilfs- oder Betreuungsinstitution einzusteigen. Weitere Angebote für Jungs: In den Projekten «Ein Tag als Profipfleger», «Ein Tag als Profibetreuer» und «Abenteuer Schule geben» können sie ihre pflegerischen und pädagogischen Talente erproben.

Ein Gewinn für alle
Von den Aktivitäten des Zukunftstags profitieren junge Menschen ebenso wie Betriebe und Organisationen, die künftige Fachkräfte gewinnen sowie Interesse für ihr Unternehmen und ihr Berufsfeld wecken möchten.
Auch den Schulen bietet der Nationale Zukunftstag Unterstützung, um die Themen Berufswahl und Lebensplanung aufzugreifen. Immer mehr Schulen entwickeln interne Konzepte mit unterschiedlichen Schwerpunkten für die jeweiligen Schulstufen.

Die Spezialprojekte werden unterstützt von: Baukader Schweiz, Schweizerischer Baumeisterverband, Swiss ICT, CURAVIVA Verband Heime und Institutionen Schweiz, Swissmem, Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM, Swiss Engineering STV, Swissmechanic, kibesuisse Verband Kinderbetreuung Schweiz, Schweizer Gewerbeverband sgv, Schweizerische Vereinigung der Ingenieurinnen Svin und Engineers shape our future IngCH.

Der Zukunftstag ist ein Projekt der Gleichstellungsfachstellen und -kommissionen der Kantone AG, AR, BE, BL, BS, FR, GE, GL, GR, LU, OW, SG, SZ, TI, UR, ZG, ZH sowie der Stadt Bern und des Fürstentums Liechtenstein. Er wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI finanziell unterstützt.

Kontakt und detaillierte Auskünfte zu den Projekten:
www.nationalerzukunftstag.ch,
Isabelle Santamaria-Bucher, Projektleiterin, Telefon 041 710 40 06, i.santamaria@nationalerzukunftstag.ch
Informationen zu den Angeboten in den einzelnen Kantonen erhalten Sie bei den kantonalen Fachstellen/Kommissionen für die Gleichstellung von Frau und Mann nationalerzukunftstag.ch/de/zukunftstag/traegerschaft.html

Pressekontakt: 

Nationaler Zukunftstag
Seitenwechsel für Mädchen und Jungs
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Löbernweg 1
6330 Cham 1
Tel: 041 710 40 06
Fax: 041 710 40 16