Auftritt von Tamedia-Präsident Pietro Supino in Bern: Abbau führt zu Einfalt

(Freiburg)(PPS) Pietro Supino, Verwaltungsratspräsident von Tamedia und Präsident des Verlegerverbands Schweizer Medien, referiert am Donnerstag, 22. März, am Lunch-Event des Business Clubs Bern im Hotel Bellevue über die Frage, wie „eine starke Schweizer Mediengruppe die Voraussetzungen schaffen kann für unabhängigen Journalismus und Medienvielfalt“.

Ausgerechnet Pietro Supino! Der Tamedia-Präsident spielt eine zentrale Rolle bei den laufenden Abbauprojekten in der Schweizer Medienlandschaft, die die Medienvielfalt aushöhlen. Daran erinnern die Journalistinnen und Journalisten der Tageszeitungen Bund und Berner Zeitung sowie der Nachrichtenagentur SDA mit einer kurzen Aktion vor dem Hotel Bellevue. Erstmals treten sie gemeinsam öffentlich auf, um auf die besorgniserregenden Entwicklungen in der gesamten Medienlandschaft aufmerksam zu machen. Namentlich auf den Verlust der Medienvielfalt, der in der Aktion mit identischen Supino-Masken symbolisiert wird.

  • Seit Anfang Jahr erscheinen alle Tamedia-Titel mit einem Mantelteil, der aus einer Hand von der Tamedia-Mantelredaktion produziert wird. Die Berner Lokalzeitungen Bund und BZ unterscheiden sich nur noch auf dem kleinen Feld der Regionalberichterstattung. Die Zusammenlegung der beiden Titel erscheint als Zukunftsszenario immer realistischer.
  • Letzte Woche hat die Tamedia-Gruppe bekanntgegeben, dass sie im Geschäftsjahr 2017 einen Reingewinn von 170 Millionen Franken erwirtschaftet hat. Während die Dividendenhöhe unangetastet bleibt, wurde der redaktionelle Abbau im Rahmen des Projekts Tamedia 2020 bestätigt: Angesichts der neuen Arbeitsweise sei derzeit zu viel Personal angestellt. Weil die natürliche Fluktuation aber weiterhin sehr tief ist, sind baldige Entlassungen vorprogrammiert.
  • Tamedia zählt zu den grössten Aktionären der Nachrichtenagentur SDA, der bekanntlich eine personelle Rosskur mit dem Abbau eines Viertels der Stellen droht. Die SDA gehört den Schweizer Verlegern, deren Präsident Pietro Supino ist. Diese Verleger haben der SDA Preisnachlässe abverlangt, die mitverantwortlich sind für die schwierige ökonomische Situation, in der sich die Agentur befindet.

Die prekären Zustände auf den Redaktionen von Bund, BZ und SDA haben einen engen Zusammenhang. Wenn schon müsste man sagen: Nicht nur starke Verlage mit vielen verschiedenen Medienprodukten, sondern wir Journalistinnen und Journalisten stehen für die Medienvielfalt. Abbau führt zu Einfalt.

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