BOTANICA 2018 – «Die letzten ihrer Art» «Die Stimmung für Artenförderung war noch nie so gut»

(Zürich)(PPS) In der Schweiz ist fast die Hälfte aller Lebensraumtypen bedroht und knapp ein Drittel der Schweizer Flora gefährdet. Info Flora, das nationale Daten- und Informationszentrum zur Schweizer Flora, und die Kantonalen Naturschutzfachstellen sind bei Erhaltungsprogrammen und Wiederaussiedlungen von seltenen und gefährdeten Pflanzenarten wichtige Partner der botanischen Gärten. In der Edition 2018 des   Experten den Stellenwert von ex situ-Projekten. BOTANICA Garten- und Pflanzenführer erläutern zwei Experten den Stellenwert von ex situ-Projekten.

«Wir profitieren von grossem gärtnerischem Knowhow, professioneller Arbeit und der Bereitschaft zur ständigen Optimierung», beschreibt Ursina Wiedmer, Leiterin der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich, die Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten der Universität Zürich. Der Kanton  Zürich führt ex situ-Projekte (Erhaltung und Ansiedlung) als Zwischenvermehrung durch, mit der Absicht, die Pflanzen respektive Samen anschliessend wieder in geeignete Lebensräume auszubringen, wo sie sich erneut selbständig vermehren sollen. Davon werden entweder Samen gesammelt und wieder ausgebracht oder Pflanzen ausgepflanzt, 2017 zum Beispiel an über 150 in situ-Standorten. «Aktuell halten wir rund 75 Arten in Zwischenvermehrungen, wovon rund 20 Arten im Botanischen Garten Zürich vermehrt werden» erklärt Ursina Wiedmer.

AKTIVE MASSNAHMEN SIND NÖTIG

Der Naturschutz legt das Schwergewicht primär auf die in situErhaltung. Allerdings sind Lebensräume und Populationen zahlreicher Arten so stark geschrumpft, dass aktive Massnahmen nötig sind, um ein Aussterben zu verhindern. Hier sind ex situProjekte wichtig, respektive unabdingbare Voraussetzung in Hinblick auf Wiederausbringung in neue geeignete Lebensräume, wo ein langfristiges Überleben wieder selbständig möglich ist. Um dies umzusetzen sind entsprechende personelle und finanzielle Ressourcen nötig; zudem Perspektiven für neue Förderflächen, was im hart umkämpften Raum nicht einfach ist.

UM ZIELE ZU ERREICHEN BRAUCHT ES KOORDINATION

Info Flora ist bei Projekten zur Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten seit Jahren aktiv und liefert die Grundlagen dafür, welche Arten für Fördermassnahmen prioritär sind. Zudem unterstützt die Fachstelle BOTANICA bei der Organisation der Fachtagung am 15. Juni 2018 in Bern zum Thema «Die Letzen ihrer Art». Die «Globale Strategie zur Erhaltung der Pflanzen» (GSPC), welche die Schweiz über die Biodiversitätsstrategie ratifiziert hat, verlangt, dass 75 Prozent der gefährdeten Arten exsitu erhalten werden und dass davon 20 Prozent für Ansiedlungen zur Verfügung stehen. Gemäss Stefan Eggenberg, Direktor von Info Flora, wird die Schweiz dieses Ziel wohl nie vollständig
erreichen. Für ihn geht es darum, sich einem Idealzustand so gut wie möglich anzunähern. «Bei den Samenbanken sind wir dem Ziel nahe, denn der Botanische Garten Genf betreibt die grösste nationale Samenbank sehr professionell. Aber bei lebenden ex situ-Aussiedlungen sind wir noch nicht so weit. Dafür brauchen wir 167 ex situ-Pflanzen in Kultur».

BOTANISCHE GÄRTEN SIND WICHTIGE AKTEURE

Trotzdem ist Stefan Eggenberg überzeugt, dass die Stimmung für Artenförderung und ex situ-Erhaltunsprogramme noch nie so gut war wie jetzt. «Insbesondere in den Botanischen Gärten Bern und Genf, wo ich mit den zuständigen Personen regelmässig im Kontakt stehe oder in Basel und Freiburg, wurden neue Projekte initiiert. Die national prioritären Arten profitieren zudem von einem Aktionsplan. Die Kantone haben realisiert, dass der Biotopschutz alleine nicht ausreicht, dass auch der Artenschutz wichtig ist. Aber sie sind sich der wichtigen Rolle der botanischen Gärten noch nicht bewusst, mit seltenen Ausnahmen.»

BOTANICA 2018 – ÜBER 70 VERANSTALTUNGEN IN 20 GÄRTEN

Während der BOTANICA 2018 stellen die einzelnen Gärten ihre Arbeiten vor und sensibilisieren die Öffentlichkeit für das Thema «Die Letzten ihrer Art». Vom 16. Juni bis 15. Juli 2018 werden in über 70 Ausstellungen, Führungen, Workshops und Exkursionen die Zusammenhänge und Gefahren des Artenverlustes aufgezeigt und die konkreten Schutzmassnahmen der botanischen Gärten präsentiert. Viele gefährdete Pflanzenarten werden in ihrem Exil oder in den Botanischen Gärten zu sehen sein. 
Programm der BOTANICA 2018: www.botanica-suisse.org

Pressekontakt: 

BOTANICA
c/o Botanischer Garten der Universität Zürich
Zollikerstrasse 107
8008 Zürich

info @ botanica-suisse.org