Mit der Kamera-Drohne in der Luft: Verhaltensgrundsätze für Schweizer TV-Kameraleute soll Akzeptanz und eine neue Sicherheitskultur schaffen

(Bern)(PPS) Im Fernsehen sind die Aufnahmen von Drohnen kaum mehr wegzudenken. Am Beitragsende aus einem Close-Up nahtlos in die Totale oder als Ersatz für einen sogenannten Tracking-Shot mit einem Kamerawagen. Damit der Einsatz der neuen Aufnahmetechnik sicher und unfallfrei durchgeführt werden kann, will sich die Branche der TV-Kameraleute als Erste an den Verhaltensgrundsätzen von Good Airmanship orientieren.

Ob besorgte Bürger, Behörden oder Auftraggeber, immer öfter wird verlangt, dass die Einsätze nach akzeptierten Verhaltensgrundsätzen sicher geflogen werden. Verhaltensgrundsätze, welche der Berufsverband für unbemannte Luftfahrt UAWaero im Dezember 2016 aus der "manntragenden Aviatik" für die Welt der Drohnen adaptierte: Die Prinzipien der “Good Airmanship”. Daraus entwickelte sich ein umfangreicher Kurs über insgesamt 12 Lektionen.

Im Juni haben die ersten Kameraleute in Thun und Zürich den Kurs absolviert, bis zum Jahresende dürften es über 30 sein. Neben theoretischen Elementen ist der Austausch unter den Pilotinnen und Piloten zentral. Anhand von realen Zwischenfällen werden relevante Erfahrungen ausgetauscht und die Anwendbarkeit der Prinzipien in die eigene Arbeitsweise diskutiert. Good Airmanship ist eine Grundhaltung, eine Einstellung zum Fliegen und keine exakte Wissenschaft. Daher geht UAWaero bei der Kursbestätigung neue Wege: "Wir führen keine Prüfung durch. Die Teilnehmenden erhalten nach  Abschluss des Kurses einen Ausweis mit ihrer Selbstdeklaration der Einhaltung der Good Airmanship-Prinzipien", erklärt Dominik Jenzer, der Geschäftsführer. Mit der gedruckten Bestätigung im Kreditkartenformat kann sich der TV-Kameramann gleich vor Ort als gewissenhafter Pilot ausweisen und bei Bewilligungsanträgen hilft das vom Verband ausgestellte Zertifikat die professionelle Arbeitsweise darzulegen.

"Mit der Erklärung geht es uns nicht darum, eine Lizenz auszustellen oder diese gar vom Gesetzgeber zu verlangen" so Jenzer weiter und fügt an: "Unser Ziel ist es, dass wir eine Sicherheitskultur in unserer Branche schaffen, damit wir in der Bevölkerung nicht mehr als Bedrohung betrachtet werden". Zwischenfälle mit Drohnen, wie beispielsweise der Absturz einer Kameradrohne bei einem Skirennen in Italien, wären vermeidbar gewesen, hätte sich der Pilot an die Verhaltensgrundsätze von Good Airmanship gehalten.

Zweckmässige Schulung fördert das notwendige Sicherheitsbewusstsein

Der Branchenverband cameraSuisse, welcher als Berufsverband die Interessen der Schweizer ENG*-TV-Kameraleute vertritt, lancierte im Mai 2017 zwei Kurse für seine Mitglieder. "Wir unterstützen diese Initiative um unsere Mitglieder ideal auf die Anforderungen des Marktes einzustellen. Dabei geht es auch um das Sensibilisieren der Kameraleute. So machen wir unsere Mitglieder fit, damit sie sich in der von der Öffentlichkeit scharf beobachteten Branche stetig verbessern können”, beschreibt Mani Koller, Präsident von cameraSuisse, das Engagement des Verbandes der ENG-Kameraleute.

UAWaero verteilt keine Fluglizenzen und führt keine Flugprüfungen durch

Das Wissen und die Anforderungen an die Piloten ändern sich stetig und daher wird auch der Mensch hinter der Maschine sich stetig verändern müssen. Der Verhaltenskurs alleine genügt nicht. "In der heutigen Zeit genügt es nicht, sich einmalig ausbilden und prüfen zu lassen", beschreibt Jenzer die Situation. Deshalb plant UAWaero bereits den nächsten Schritt. "Eine Lizenz wird es nicht sein" präzisiert Jenzer, das sei Aufgabe des Gesetzgebers. “Wir werden aber Initiativen unterstützen, welche einen Beitrag dazu leisten, dass Wissen, Können und die Erfahrungen aktuell zu halten."

*ENG = Electronic News Gathering nennnt man die klassische Kameraarbeit für TV- Stationen. ENG Kameraleute sind vor allem im Ausseneinsatz tätig.

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