Tag des Testaments: «Eines Tages erwischt es uns alle»
Schriftsteller Lukas Bärfuss zum Tag des Testaments: «Eines Tages erwischt es uns alle»
(Zürich)(PPS) Der 13. September ist internationaler Tag des Testaments. Der Schriftsteller Lukas Bärfuss über das Sterben, das Erben – und warum es wichtig wäre, dass ein Prozent des vererbten Vermögens an gemeinnützige Organisationen ginge.
«Die Fragen, die uns in der Auseinandersetzung mit dem Erben gestellt werden, sind existentiell», sagt Lukas Bärfuss. «Sie betreffen die ersten und letzten Dinge, sie betreffen die Frage, was uns wichtig ist, was wir lieben. Und man kann diesen Fragen nicht ausweichen: Es kommt der Moment, wo sie uns gestellt werden. Dann sollte man die Chance ergreifen. Es ist sehr bereichernd, sich mit dem eigenen Ende auseinanderzusetzen. Denn eines Tages erwischt es uns alle.»
Lukas Bärfuss hat lange zugewartet, sich mit dem Thema Erben zu befassen. Davon handelt «Vaters Kiste», sein letztes Buch. «Die Auseinandersetzung mit dem Erbe meines Vaters hat mich davon befreit – das geht eben manchmal nur, wenn man sich damit beschäftigt. Und ich wurde reich belohnt, nicht zuletzt durch das Buch, das daraus entstanden ist.»
Bärfuss weiss: «Erben ist eine traurige Angelegenheit, denn es geht immer auch um den Verlust geliebter Menschen. Und es kommt dabei sehr oft zum Streit.» Für Bärfuss ist klar, wie man das vermeiden kann. «Ich habe in meinem Leben gelernt: Wenn ich nicht wusste, ob das Geld für den nächsten Monat reicht, dann gab es ein Mittel, das mir geholfen hat - nämlich teilen. Ich habe dann immer etwas abgegeben von dem Wenigen, was ich noch hatte - das gab mir die Handlungsmacht zurück und ein besseres Gefühl.»
Für Bärfuss ist deshalb klar: «Teilen ist das Schlüsselwort. To share is to care. Alle sollen einen gerechten Anteil bekommen. Wir wollen, dass es dieser Gesellschaft, in der wir leben, gut geht. Und so lange es nicht allen gut geht, geht es irgendwie niemandem gut.»
Heute gehen von den jährlich 95 vererbten Milliarden Franken in der Schweiz lediglich drei Promille an gemeinnützige Institutionen. Für Bärfuss ist das zu wenig. «Wir könnten uns zum Ziel setzen, dass ein Prozent von den Vermögen an gemeinnützige Organisationen geht.» Und weshalb? «Nicht nur, um uns besser zu fühlen», sagt Bärfuss. «Der Hauptgrund lautet Solidarität. Denn Solidarität ist in einer Gesellschaft der Boden, auf dem alles wächst.»
Das Video mit Lukas Bärfuss finden Sie hier: https://youtu.be/f-H3Z566zYM
Es wurde von der Allianz für das Gemeinwohl initiiert, einem Zusammenschluss von 44 gemeinnützigen Organisationen, die sich dafür einsetzen, dass künftig ein grösserer Teil des vererbten Vermögens dem gemeinnützigen Sektor zugutekommt. https://weiter-wirken.ch
Weitere Infos zum Tag des Testamentes:
Jährlich werden in der Schweiz rund 95 Milliarden Franken vererbt – das ist deutlich mehr, als der Bund einnimmt. Und die Zahl ist allein in den letzten 30 Jahren um den Faktor 5 gestiegen. Doch erfahrungsgemäss gehen von diesem Geldsegen nur etwa 0,3 Prozent an gemeinnützige Institutionen. Zwar hat die Covid-Pandemie zu einem Anstieg der Testamente geführt: Letztes Jahr gaben zudem 14 Prozent der Personen mit einem bereits gemachten Testament an, sie hätten darin auch gemeinnützige Organisationen berücksichtigt – dies gemäss einer repräsentativen Demoscope-Studie im Auftrag der «Allianz für das Gemeinwohl». Dennoch waren auch letztes Jahr gemäss ZEWO von den gesamthaft gespendeten zwei Milliarden Franken nur rund 300 Millionen Franken Legate. Das entspricht also weiterhin lediglich 0,3 Prozent des gesamten vererbten Vermögens in der Schweiz.
Allianz Gemeinwohl
Nicole Kayser
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