Klimastreik Schweiz schickt Finanzinstitute in die Abschlussprüfung

(Schlieren)(PPS) Der Austausch mit über 30 Finanzinstituten zeigt dem Klimastreik, dass einerseits die bestehenden Kriterien für die Liste zu wenig hinreichend sind und andererseits nicht genügend Informationen über die Finanzinstitute vorhanden sind, um eine objektive Liste hinsichtlich der Klima(un)freundlichkeit der Finanzinstitute zu erstellen. Darum beschliesst der Klimastreik, eine Abschlussprüfung für Finanzinstitute durchzuführen. Die Evaluation dieser Prüfung erfolgt im November.

Die Finanzplatz-Listen des Klimastreiks stossen branchenintern wie auch -extern  auf grosses Interesse. Es zeigt sich, dass der Druck der Strasse wirkt. So suchten in den letzten Monaten 15 Finanzinstitute den persönlichen, über 15 weitere den Email-Austausch mit dem Klimastreik. Die Gespräche mit den Zuständigen für Corporate Sustainability und dem Management dieser Institute, Inputs von Finanzexpert*innen und eigene Recherche zum Thema Sustainable Finance zeigen: Die Kriterien der bisherigen hellgrauen, grauen und schwarzen Liste sind unzureichend. 

  • So messen die graue und hellgraue Liste nur Worte und Commitments, allerdings keine Taten. Es zeigt sich, dass unterschriebene Initiativen kein hinreichendes Kriterium für die Klimafreundlichkeit eines Finanzinstituts sind. Nicht alle Finanzinstitute, welche diese unterschreiben, leiten Massnahmen von diesen Commitmens ab, denn die Initiativen sind nicht verpflichtend und werden sie  nicht umgesetzt, folgen keine Sanktionen. 
  • Des Weiteren wurden für die schwarze Liste internationale Reportings verwendet. Diese Vorgehensweise wurde von den Instituten auf dieser Liste kritisiert. Nicht alle Schweizer Finanzinstitute wurden in der Studie dieser Reportings miteinbezogen, weshalb sie nicht auftauchen können. Obwohl ihr Einfluss auf die Klimakrise kleiner ist, können sie jedoch genauso unfortschrittlich sein. 

Was benötigt wird, sind nicht nur objektive Kriterien, welche die konkreten Taten von allen messen und sich vergleichen lassen, sondern auch die notwendigen Informationen und Transparenz seitens der Finanzinstitute.

“Eine auf Taten basierte objektive Bewertung vorzunehmen fällt momentan schwer. Die Branche ist grösstenteils zu intransparent und inkonsequent, dass zeigte sich deutlich im letzten halben Jahr. Falls Nachhaltigkeitsberichte vorhanden sind und sich diese tatsächlich auch auf Finanzflüsse und nicht nur den Eigenbetrieb des Instituts beziehen, sind die Informationen oft zu vage.”, meint Stephanie Wyss aus Bern.

Die Klimastreik-Abschlussprüfung

Deshalb beschloss der Klimastreik, die bisher kontaktierten Finanzinstitute mittels eines Fragebogens in die “Abschlussprüfung” zu senden, um konkrete Ziele und Massnahmen zu erheben. 

  Am Dienstag, 7. Juli 2020 wird der Klimastreik jedem bisher kontaktierten Finanzinstitut einen Fragebogen - die "Abschlussprüfung" -  zusenden. Das Institut muss  Fragen hinsichtlich ihrer Klimaziele und -massnahmen (Transparenz, Klimaneutralität, Absenkpfade und Ausschlusskriterien) beantworten und belegen . Dieser ist bis am 1. November 2020 zurückzusenden. Die jeweiligen Antworten werden für die Einteilung in die definitive Liste der Finanzinstitute, welche anschliessend publiziert wird, verwendet. Die Bewertung der Finanzinstitute wird neu mit “bestanden”, “genügend” und “ungenügend” vorgenommen. Auch ein ausführliches Argumentarium wird mitgeschickt, welches die Forderungen und die Vorgehensweise erklärt und begründet.

Da wir Fortschritte begrüssen und unterstützen wollen, werden wir die Liste bei Kontaktaufnahme durch Finanzinstitute über ihre Fortschritte aktualisieren. Des Weiteren kann der Inhalt der Forderungen und das Bewertungsschema dem aktuellen Entwicklungen stets angepasst werden.

Aufruf an Kund*innen

Kund*innen sollen damit auch motiviert werden, das Gespräch mit ihren Finanzinstituten zu suchen, dieselben Abschlussprüfungs-Fragen zu stellen und die so notwendigen Forderungen vom Klimastreik zu begründen. Damit kann der dringend nötige Handlungsdruck auf den Schweizer Finanzplatz weiter erhöht werden.

Auch die Politik ist gefordert

Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen bestätigt letzte Woche, dass Klimarisiken vom Schweizer Finanzplatz nicht genügend berücksichtigt werden. Das SIF setzt trotz der grossen Dringlichkeit in erster Linie auf Selbstregulierung des Finanzplatzes, während dem die EZB, Bank of England, niederländische Zentralbank und weitere schon lange eine durchgreifende und regulierende Rolle bezüglich Klimarisiken für den Finanzplatz einnehmen. Die geplanten Massnahmen von Ueli Maurer, nur die Finanzrisiken transparent zu veröffentlichen, sind für den Klimastreik  absolut mangelhaft.

“Die Schweizer Politik und die SNB mit ihrem stolzen Finanzplatz bleibt also im europäischen Vergleich leider das Schlusslicht beim Thema Sustainable Finance”, meint Maya Tharian aus Zürich.

Pressekontakt: 

ClimateStrike
Freiestrasse 35
8952 Schlieren

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