Schweizer Milchproduktionsstandards: Umwelt- und Ressourcenschutz bleiben auf der Strecke

(Zürich)(PPS) Die Milchproduktion belastet in der Schweiz als wichtigster landwirtschaftlicher Produktionszweig die Umwelt stark. Deshalb hat der WWF in einem Benchmark die Nachhaltigkeitswerte von elf Milchproduktionsstandards verglichen. Beim Umwelt- und Ressourcenschutz hat der Grossteil Nachholbedarf. 

  • Umwelt- und Ressourcenschutz bleiben bei Schweizer Milchproduktionsstandards auf der Strecke.
  • Die Milchproduktion ist in der Schweiz der wichtigste landwirtschaftliche Produktionszweig. Sie verursacht massive Schäden an der Umwelt, Verbesserungen der Produktionsstandards sind für den WWF Schweiz daher zwingend.
  • Der WWF Benchmarkt zeigt Nachhaltigkeitsmehrwerte und Verbesserungspotential der einzelnen Standards auf.

Milch macht nicht nur müde Männer munter, ihre Produktion wirkt sich auch negativ auf die Umwelt aus. Der WWF Schweiz liess deshalb elf Schweizer Milchproduktionsstandards in einem Benchmark untersuchen. «Ziel war es, den Nachhaltigkeitsmehrwert der einzelnen Milchproduktionsstandards aufzuzeigen und Stärken sowie Verbesserungspotential zu verdeutlichen», sagt Eva Wyss, Projektleiterin Landwirtschaft beim WWF Schweiz. Verglichen wurden einerseits die inhaltlichen Kriterien der Standards, andererseits aber auch die Organisation und das Management (siehe Bewertungskriterien).

Nachhaltigkeitsaspekte beachten

Der Milch-Benchmark zeigt: Die Standards unterscheiden sich stark. Alle bieten einen Mehrwert gegenüber den (de facto) gesetzlichen Mindestanforderungen (Erfüllung des ökologischen Leistungsnachweis/ÖLN), aber kein Standard schneidet in allen Kategorien gut ab. Besonders das Thema Umwelt- und Ressourcenschutz bleibt auf der Strecke.

Bio und IP Suisse Wiesenmilch bieten den umfassendsten Nachhaltigkeitsmehrwert. Standards, die für eine breite Masse der Milchproduktion entwickelt wurden und nicht primär der Differenzierung im Milchregal dienen (Suisse Garantie, Nachhaltige Milch Migros, Swiss Family Milk, «swissmilk green» und coop Milch-Programm) fokussieren mehrheitlich auf das Tierwohl und vernachlässigen andere Nachhaltigkeitsaspekte wie beispielsweise Biodiversität oder Ressourcenschutz. Fair, di fair Milch, Aldi Fairmilk und Heumilch konzentrieren sich nur auf einzelne spezifische Nachhaltigkeitsaspekte. Als Referenz innerhalb der Schweiz diente die Erfüllung des ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN), welche zum Bezug von Direktzahlungen berechtigt.

Stärker auf Umwelt ausrichten

Die Milchproduktion ist in der Schweiz der wichtigste landwirtschaftliche Produktionszweig. Sie verursacht massive Schäden an der Umwelt, beispielsweise durch ineffiziente Flächennutzung oder hohe Stickstoff-Einträge, die unsere sensiblen Ökosysteme wie Moore und Wälder schädigen. Der Verlust der Biodiversität hängt mit den Stickstoff-Einträgen zusammen. Eine nachhaltige Entwicklung der Milchproduktion mit relevanten Verbesserungen beim Umwelt- und Ressourcenschutz ist für ihre eigene Zukunft sowie für den WWF Schweiz zwingend. Der WWF empfiehlt den Schweizer Milchstandardorganisationen:

1.     Eine stärkere Ausrichtung von Standards auf den Ressourcenschutz:

Ackerfähige Flächen sollen nicht für den Futtermittelanbau genutzt werden.

Das Futter soll vorwiegend von Wiesen und Weiden des eigenen Betriebes stammen.

2.     Eine ehrliche Kommunikation des Nachhaltigkeitsmehrwerts.

3.     Eine Verbesserung der Organisation und des Managements des Standards, wie unabhängige Kontrollen, Beteiligungen und Prozesse, Zertifizierungen etc.

Ergebnisse des Benchmarks Schweizer Milchproduktionsstandards bei den inhaltlichen Nachhaltigkeitskriterien:

66% und mehr der inhaltlichen Kriterien erfüllt:

  • Bio Suisse
  • IP Suisse Wiesenmilch (nur bei Erfüllung aller Zusatzleistungen)

34 bis 66% der inhaltlichen Kriterien erfüllt:

  • Coop Milch-Programm
  • Fair
  • IP Suisse Wiesenmilch (Erfüllung Grundanforderung)
  • Nachhaltige Milch Migros (Grundanforderung)
  • Nachhaltige Milch Migros (bei Erfüllung aller Zusatzleistungen)
  • Swiss family Milk (Grundanforderung)
  • Swiss family Milk (bei Erfüllung aller Zusatzleistungen)
  • «swissmilk green»

33% oder weniger der inhaltlichen Kriterien erfüllt:

  • Allgemeine Gesetzliche Vorgaben (Erfüllung ÖLN, berechtigt zum Bezug von Direktzahlungen)
  • aldi Fairmilk
  • di fair Milch
  • Heumilch Schweiz
  • Origin Green
  • Suisse Garantie

Bewertungskriterien im WWF Milch-Benchmark:

Inhaltlich wurden die Standards auf Boden & Wasser (Ressourcenschutz), Biodiversität, Klima & Energieeffizienz, Tierwohl & Produktionssysteme, sowie Soziales analysiert. Bei Organisation und Management wurden Einhaltung & Kontrolle sowie Standardentwicklung bewertet.

Den «WWF Milch-Benchmark von Schweizer Produktionsstandards» finden Sie hier: wwf.ch/sites/default/files/doc-2019-08/201908_WWF%20Milch-Benchmark_0.pdf

Detaillierte Informationen finden Sie im Anhang zum WWF Milch-Benchmark: wwf.ch/sites/default/files/doc-2019-08/20190813_Anhang%20zum%20WWF%20Milch-Benchmark_final.pdf

Tabelle Auswertung zu den WWF Milch-Benchmark-Kriterien finden Sie am Seitenende: wwf.ch/de/medien/schweizer-milchproduktionsstandards-umwelt-und-ressourcenschutz-bleiben-auf-der-strecke

Pressekontakt: 

WWF Schweiz
Hohlstrasse 110
Postfach
8010 Zürich

Eva Wyss, Projektleiterin Landwirtschaft, WWF Schweiz, 079 352 09 47, eva.wyss @ wwf.ch
Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte, WWF Schweiz, 044 297 22 54, corina.gyssler @ wwf.ch